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Format
Studie
Date
18. Dezember 2025

Industriewärme elektrifizieren und Kosten sparen

Potenziale im niedrigen und mittleren Temperaturbereich

Industriewärme elektrifizieren und Kosten sparen

Zusammenfassung

Die Studie vergleicht direkte Elektrifizierung (Power-to-Heat) für industrielle Prozesswärme im niedrigen und mittleren Temperaturbereich in Deutschland mit Gaskesseln und wasserstoffbasierten Optionen. Für die Lebensmittel-, Papier- und Chemieindustrie werden Kosten, CO₂-Emissionen und Energieeinsparungen in Szenarien bis 2045 modelliert. Ergebnis: Klimaneutralität ist mit direkter Elektrifizierung (vor allem Wärmepumpen, Elektrodenkessel) günstiger, schneller und energieeffizienter erreichbar als mit Wasserstoff; gegenüber Gaskesseln bieten Wärmepumpen teils deutliche Kostenvorteile. Entscheidend ist das Strom-Gas-Preisverhältnis: Wärmepumpen sind bei einem Faktor von 2–3 wettbewerbsfähig; für Prozesse >165 °C braucht es einen Faktor nahe 1. Flexibilität in Form von Wärmespeichern, Hybridsystemen und Lastverschiebung verbessert den Business Case bei höheren Temperaturen. Wasserstoff wird dagegen erst ab 65 €/MWh konkurrenzfähig und ist voraussichtlich erst nach 2030 klimaneutral verfügbar, was 24–74 Mio. t mehr CO₂ verursachen würde. Empfohlen werden eine Reform von Abgaben/Umlagen und Netzentgelten (KMU), planbar steigende CO₂-Preise, Netzausbau und das Verhindern fossiler Lock-ins.

Kernergebnisse

  1. Industriezweige wie die Chemie-, Papier- und Lebensmittelindustrie können ihren Wärmebedarf bis 500 °C auf Strom umstellen und so Emissionen und Kosten sparen.

    Dieser Temperaturbereich entspricht fast der Hälfte des industriellen Wärmebedarfs in Deutschland und verursacht über ein Drittel der industriellen CO2-Emissionen. Durch einen Umstieg auf marktreife Technologien wie Wärmepumpen und Elektrodenkessel können Unternehmen ihre Effizienz und Wettbewerbsfähigkeit steigern.

  2. Die direkte Elektrifizierung der Prozesswärme spart im Vergleich zur Nutzung fossiler Brennstoffe sektorübergreifend Kosten ein – bis 2045 etwa 16 Prozent und bis 2050 rund ein Fünftel.

    Industrielle Wärmepumpen sind am kostensparendsten, gefolgt von Elektroden- anstelle von Gaskesseln. Wasserstoffbasierte Lösungen sind mit deutlich höheren Kosten verbunden.

  3. Die Energiesicherheit wird gestärkt, indem der Gasbedarf der betroffenen Industrien bis 2040 um knapp zwei Drittel sinkt.

    Wasserstoffbasierte Alternativen senken den Bedarf im selben Zeitraum nur rund 37 %, da der klimaneutrale Brennstoff erst langsam verfügbar ist. Trotz indirekter Emissionen aus der Stromerzeugung erreicht eine direkte Elektrifizierung mit einem hohen Wärmepumpenanteil je nach Sektor 34 % bis 57 % weniger Emissionen im Jahr 2030 und 65 % bis 93 % im Jahr 2040 gegenüber einem Business-as-usual-Szenario.

  4. Die Chemie-, Papier- und Lebensmittelindustrie können sich klimaneutral modernisieren und damit zukunftsfest machen – vorausgesetzt ein günstiges Strom-Gas-Preisverhältnis, eine schnelle Netzintegration und Flexibilitätsanreize unterstützen die Elektrifizierung.

    Industrielle Wärmepumpen sind bei einem Strom-Gas-Preisverhältnis von 1,5 bis 2,5 wirtschaftlich. Sinkende Strompreis durch den Ausbau Erneuerbarer Energien, niedrigere Abgaben und Umlagen sowie eine verlässliche CO2-Bepreisung verbessern die Wirtschaftlichkeit. Eine vorübergehende Förderung kann den Umstieg zusätzlich anreizen.

Bibliographische Daten

Autor:innen
Luna Lütz, Dr. Matthias Rehfeldt, Robin Blömer, Michael Haendel, Simon Bussmann (alle Fraunhofer ISI)
Publikationsnummer
389/04-S-2025/DE
Versionsnummer
1.0
Veröffentlichungsdatum

18. Dezember 2025

Seitenzahl
51
Zitiervorschlag
Agora Industrie und Fraunhofer ISI (2025): Industriewärme elektrifizieren und Kosten sparen. Potenziale im niedrigen und mittleren Temperaturbereich.
Projekt
Diese Publikation wurde erstellt im Rahmen des Projektes Elektrifizierung von Industriewärme im Nieder- und Mitteltemperaturbereich.

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