Doppelter Nutzen: Mit dem Sondervermögen Brücken und Schienen modernisieren und Zukunftsmärkte stärken
Mit der geplanten Modernisierung maroder Brücken und Schienen aus dem Sondervermögen kann der Bund eine zuverlässige Nachfrage für emissionsarmen Stahl und Zement aus Europa schaffen und zugleich den Klimaschutz voranbringen. Dafür braucht es nun verbindliche CO₂-Vorgaben für Investitionen der öffentlichen Hand.
Deutsche und europäische Hersteller sind bereits heute in der Lage, ausreichend klimafreundlichen Stahl und Beton[1] für die Sanierung von Bahnstrecken und Brücken in Deutschland zu liefern. Das zeigt eine neue Analyse von Agora Industrie. Mit verbindlichen CO2-Vorgaben für öffentliche Aufträge kann die Bundesregierung das vorhandene Angebot grüner Baustoffe nutzen und gleichzeitig durch eine verlässliche Nachfrage deren Produktion in Deutschland und Europa ankurbeln. Ein wichtiger Hebel hierfür ist das Sondervermögen für Infrastruktur und Klimaneutralität, über dessen Mittel für 2026 der Haushaltsausschuss des Bundestags in der morgigen Bereinigungssitzung verhandelt.
„Das Sondervermögen ist ein Booster für den Standort Deutschland: Die Bundesregierung kann damit den Sanierungsstau lösen, die Modernisierung wichtiger Infrastruktur voranbringen und Unternehmen beim Aufbau einer klimafreundlichen Produktion gezielt unterstützen. Dazu gilt es, die Vergabe der Mittel konsequent auf Klimaschutz auszurichten – das stärkt Innovationen und sichert Zukunftsmärkte“, sagt Dr. Julia Metz, Direktorin von Agora Industrie.
Bis Jahresende will die Bundesregierung einen Gesetzentwurf zur Einführung von verpflichtenden Umweltkriterien bei der Vergabe öffentlicher Aufträge verabschieden. Agora schlägt vor, sich dabei an den vorhandenen Labels für klimafreundlichen Stahl und Zement zu orientieren. So verursacht Stahl mit dem Low Emission Steel Standard-Label der Klasse C etwa 70 Prozent weniger Treibhausgasemissionen als konventionell hergestellter Stahl. Bei Zement liegen die Einsparungen durch Cement Carbon Class zertifizierte Grundstoffe Level C bei rund 30 Prozent. Sowohl für die Sanierung von Schienen als auch für Brücken kann die Nachfrage nach so zertifiziertem Stahl und Zement heute schon vollständig von europäischen Herstellern bedient werden. Durch den Einsatz von Grünstrom und Carbon Capture-Technologien können die CO₂-Vorgaben bei der öffentlichen Vergabe in den kommenden Jahren schrittweise weiter abgesenkt werden. So wird nicht nur der CO₂-Fußabdruck für Infrastruktur sukzessive verringert, sondern auch ein Absatzmarkt für innovative, emissionsarme Grundstoffe geschaffen.
Die Sanierung von Schienen und Brücken kann den deutschen und europäischen Herstellern durch ihre stabile und überwiegend staatlich garantierte Nachfrage einen begrenzten, aber sicheren Absatzmarkt für emissionsarme Grundstoffe liefern. Das fördert den Hochlauf und unterstützt Unternehmen, die bereits in die Umstellung ihrer Produktionsprozesse investiert haben. Schienen und Brücken bieten damit laut Agora Ankerpunkte für sogenannte grüne Leitmärkte – also Wachstumsmärkte für klimafreundliche Produkte – und können auch als Vorbild für andere EU-Staaten dienen.
Langfristig ist es zudem entscheidend, die genannten Leitmarktinstrumente auch in großen Nachfragesektoren wie der Automobilbranche und dem Hochbau zu verankern, um die Nachfrage nach klimafreundlichem Stahl und Zement in der Breite zu skalieren und die gesamte Industrieproduktion auf den Pfad zur Klimaneutralität zu führen.
[1] Hierbei handelt es sich um eine Vorstufe von klimaneutralem Grünstahl bzw. Zement, durch die eine wesentliche Reduzierung der produktionsbedingten Emissionen von 70 Prozent (Stahl) bzw. 30 Prozent (Zement) erzielt werden kann.
Bleiben Sie auf dem Laufenden
Neuigkeiten auf der Website? Erhalten Sie regelmäßige Informationen über unseren Newsletter.