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Die aktuelle Energiekrise macht es zwingend erforderlich, die Abhängigkeit der EU von fossilen Brennstoffen und importierten Rohstoffen zu verringern.
Allein die industrielle Produktion von Kunststoffen, Stahl, Aluminium und Zement machen 13 Prozent des jährlichen Energieverbrauchs und 581 Mt der jährlichen Emissionen aus. Zudem importiert die EU sehr große Mengen an Gas, Öl und Kohle, um Kunststoffe und andere ener-gieintensive Materialien herzustellen.
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Verbessertes Recycling und höhere Materialeffizienz bergen sowohl kurz- als auch langfristig ein enormes ungenutztes Potenzial für den Übergang zu einer fossilfreien Produktion von energieintensiven Materialien.
Mit ambitionierten Politikmaßnahmen könnten die jährlichen Industrieemissionen in der EU bis 2030 um bis zu 10 Prozent (70 Mt) und bis 2050 um 34 Prozent (239 Mt) gegenüber denen von 2018 reduziert werden. Allein bei der Kunststoffherstellung könnten bis 2030 jährlich fossile Brennstoffe im Umfang von etwa 2,7 Milliarden Kubikmetern Gas und 149 Millionen Barrel Öl eingespart werden.
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Der Realisierung dieser Vermeidungs- und Einsparpotenziale muss eine Priorität in neuen
EU-Rechtsvorschriften zur Kreislaufwirtschaft eingeräumt werden. Um Energiesicherheit und Klimaneutralität in Einklang zu bringen, muss die Gesetzgebung die Nachfrage nach hochwer-tigem Recycling ankurbeln und gleichzeitig die Sammlung hochwertiger Rezyklate intensivieren und das Angebot steigern.
Erforderliche Politikinstrumente sind erweiterte Quoten für recycelte Bestandteile, Investitionshilfen für die rasche Einführung innovativer Recyclingtechnologien sowie Kennzeichnungs- und Best-Practice-Vorgaben für Sammlung, Sortierung, Recycling und Wiederverwendung.
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Die EU-Mitgliedstaaten können schon heute wichtige Politikmaßnahmen umsetzen, die die Treibhausgasemissionen bereits innerhalb der nächsten ein bis fünf Jahre wirksam reduzieren.
Beispiele hierfür sind ein umfassenderes Verbot von Einweg- und nicht wiederverwertbaren Kunststoffen, die Einführung von Pfandsystemen für Kunststoffverpackungen, Investitionen in die Nachsortierung und moderne Recyclingverfahren.
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Mobilisierung der Kreislaufwirtschaft für energieintensive Materialien (Zusammenfassung)
Wie Europa den Übergang zu einer fossilfreien, energieeffizienten und energieunabhängigen industriellen Produktion vollziehen kann
Einleitung
Russlands Krieg gegen die Ukraine hat die Dringlichkeit für Europa dramatisch erhöht, die Nutzung fossiler Brennstoffe zu reduzieren und energieeffizienter zu werden. Für die Rohstoffbasis der heimischen Industrie bedeutet dies den notwendigen Übergang von einer importbasierten, fossilen zu einer lokaleren, erneuerbaren Versorgung. Eisen und Stahl, Aluminium, Zement und Kalk sowie Kunststoffe verursachen bei deren Produktion 70 Prozent der industriellen Emissionen und machen einen wachsenden Anteil des Energieverbrauchs und der Verwendung fossiler Brennstoffe in der EU aus.
Bestehende Ansätze konzentrieren sich in der Regel auf die Verringerung der Kohlenstoffintensität der Primärproduktion. Zum Erreichen der Klimaneutralität braucht es jedoch Energie- und Ressourceneffizienz gleichermaßen. Kreislaufwirtschaft und materialeffiziente Wertschöpfungsketten sind zentrale Elemente, um die Transformationskosten zu senken und das Klimaneutralitätsziel 2050 zu erreichen.
Unterstützend wirken dabei die langfristig angelegten wirtschaftlichen Stärken der EU wie Digitalisierung, zukunftsorientierte Fertigungstechnologien sowie modernste Logistikkonzepte.
Kernergebnisse
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Mobilisierung der Kreislaufwirtschaft für energieintensive Materialien (Zusammenfassung)
Wie Europa den Übergang zu einer fossilfreien, energieeffizienten und energieunabhängigen industriellen Produktion vollziehen kann
Unsere Expert:innen
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Camilla Oliveira
Projektmanagerin Industrie
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Oliver Sartor
Leiter EU Industriepolitik
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Helen Rolfing
Projektmanagerin Klimaneutrale Industrie
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Paul Münnich
Projektmanager Grundsatzfragen Klima- und Industriepolitik
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Wido K. Witecka
Projektmanager Industrie (bis Juni 2024)